Einziger Tagesordnungspunkt der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur und Öffentlichkeit war die Beratung über einen von Kirchheimer Bürgern initiierten Antrag, am 22.10.2025 vor der Schule ein von ihnen finanziertes und entworfenes Gedenkschild zu Erinnerung an die Deportation jüdischer Kirchheimer vor 85 Jahren ins Internierungslager im südfranzösischen Gurs aufzustellen. Es soll aus einem Aufmerksamkeit erzeugenden gelben Hinweisschild mit der Aufschrift „Gurs 1324 km“ und einem Erläuterungsschild bestehen, auf dem die Deportation nach Gurs kurz erklärt und per QR-Code auf eine Webseite mit weiteren Informationen zu den Opfern verwiesen wird.

Mehrheitlich, mit zehn Stimmen von FWG und CDU gegen fünf Stimmen der SPD, entschied der Ausschuss, dass er sich gegen diesen Antrag ausspricht und damit dem Gemeinderat eine Ablehnung empfiehlt. Dieser soll in seiner nächsten Sitzung am 9.9. eine finale Entscheidung treffen.

In einer ausführlichen Stellungnahme begründete Uwe Neunzling, Fraktionsvorsitzender der FWG Kirchheim,  das ablehnende Votum seiner Fraktion unter anderem mit Zweifeln, ob die von der Interessengemeinschaft Jüdisches Kirchheim genannten Daten korrekt sind. Es müsse, so die FWG, bevor man ein Projekt zu diesem Thema entwickelt, geklärt werden, welche Angaben, Fakten und Daten richtig sind. Gefordert wurde von der FWG außerdem, aller betroffenen Menschen zu gedenken, denen durch die Nazi-Herrschaft Leid angetan wurde. Dies umfasse neben Juden auch behinderte Menschen, Sinti und Roma, Schwulen und Lesben und auch diejenigen, die diesen Menschen beigestanden und ihr eigenes Leben damit aufs Spiel gesetzt haben. Widersprochen wurde auch dem Vorwurf, dass dem Thema in Kirchheim bisher zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Die FWG verwies dabei auf die Wiederherstellung des Jüdischen Friedhofs im Jahr 1947 und Bestrebungen aus der jüngeren Vergangenheit, u.a. von Friedhelm Dörr und dem früheren evangelischen Pfarrer Sascha Weber. Uwe Neunzling betonte in seiner Stellungnahme auch, dass es eine Pflicht der Gemeinde sei, zu gegebener Zeit bessere und würdevollere, individuelle Möglichkeiten des Gedenkens an jüdische Gemeindemitglieder und andere Opfer der Nazi-Zeit zu finden, denen solch ein furchtbares Leid zugefügt wurde. Ein mögliches Beispiel, wie dies geschehen könne, sei die Informationstafel und -Broschüre über die Juden in Bockenheim.

Die Stellungnahme der FWG im Wortlaut finden Sie hier:

(https://www.fwg-kirchheim.de/aktuelles/5-sitzung-des-haupt-und-finanzausschusses-kirchheim-gemeinsam-mit-dem-ausschuss-fuer-kultur-und-oeffentlichkeit-39)

Die CDU schloss sich diesen Ausführungen an.

Die SPD-Fraktion unterstützte dagegen den Antrag zur Aufstellung des Gedenkschildes in der vorgesehenen Form. Fraktionssprecher Matthias Andres sprach sich dafür aus, jetzt zu beginnen, den Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom April, der eine Unterstützung von Maßnahmen zum Gedenken an das jüdische Leben in Kirchheim vorsieht, umzusetzen. Weitere Schritte müssten folgen.

Die Stellungnahme der SPD im Wortlaut finden Sie hier:

(https://www.instagram.com/p/DN6N4a1DJio/))

Bei den die Sitzung abschließenden Mitteilungen informierte Bürgermeister Thomas Dhonau darüber, dass die teilweise zugewachsenen Gehwegflächen vor einem Anwesen in der Bissersheimer Straße von den Gemeindemitarbeitern freigeschnitten werden. Die Kosten der Dienstleistung würden in Rechnung gestellt, sobald bei einem aktuell laufenden Rechtsstreit der Eigentümer festgestellt sei.

Eine Rechnung der Gemeinde soll auch ein LKW-Fahrer bekommen, der einen Poller in der Straße Im Bügen beschädigt hatte. Über Zeugen konnte er identifiziert werden.

Eine weitere Mitteilung galt einem unterspülten Gully-Deckel auf dem Wirtschaftsweg am ehemaligen Minigolfplatz. Auch hier werden die Gemeindemitarbeiter den Schaden beseitigen.